Wurmkiste

*Aus dem Alltag mit den Würmern berichte ich hier.*

Manchmal, wenn wir auf irgendwelchen Festen oder zu Bekannten eingeladen sind, kommt das Thema Kompostieren auf. Denis (mein Freund) und ich berichten dann strahlend, dass wir zu Hause eine Wurmkiste haben. Meist verliert der Gegenüber dann kurz die Fassung und frägt uns völlig verdattert: „Wurmkiste?! Mit echten Würmern?! In der Wohnung?!“

Nun konnten wir bislang drei Typen von Gesprächspartnern ausmachen. Die einen die angeekelt in eine regelrechte Schockstarre verfallen. Die anderen, die es einerseits gruselig finden Würmer zu Hause in der Wohnung zu halten, aber dennoch daran interessiert sind und die letzte Gruppe die von der Idee sofort Feuer und Flamme ist.

Im Folgenden will ich Dir erklären:

  • Was es mit einer Wurmkiste auf sich hat,
  • Wieso es meiner Meinung nach überhaupt nicht eklig ist Würmer als Mitbewohner zu halten,
  • Was das alles für Vorteile mit sich bringt und
  • Wie man die kleinen Kameraden richtig verpflegt bzw. was man bei ihrer Haltung beachten muss.



Was ist eine Wurmkiste / Wurmfarm?

Eine Wurmkiste/Wurmfarm ist eine Box (in unserem Fall eine Holzkiste), in welcher Kompostwürmer leben. Diese verarbeiten den Biomüll, der in einem Haushalt anfällt, zu Humus, den man zum Düngen der eigenen Pflanzen einsetzen kann. Das Besondere an einigen Wurmfarmen ist, dass diese in der Wohnung beheimatet sind (oft ist auch die Nutzung im Außenbereich zusätzlich möglich). Einige Modelle sind auch speziell für den Außenbereich (Balkon, Terrasse oder Garten (z. Bsp. für das Hochbeet)) konzipiert.

Denis hat sich im April 2019, nach langer Recherche, zum Geburtstag eine Wurmkiste von der Firma wurmkiste.at gewünscht. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt und ein neues Möbelstück samt ~ 500 Mitbewohnern zog in unsere Wohnung ein. Im Folgenden werde ich nur von dieser Wurmkiste berichten (wurmkiste.at), da ich mir zu den anderen Wurmfarmen oder ähnlichen Systemen keine Meinung bilden kann, da wir diese nicht besitzen bzw. nie besessen haben ;-).





Warum haben wir uns ein Indoor-Wurm-Kompostsystem zugelegt?

Den Grundstein unserer Indoor-Kompostkarriere legte der Bokashi (die Seite zum Thema Bokashi ist momentan noch im Aufbau). Auf Grund von Recherechen zum Thema Bokashi und durch diverse Gartenblogs als auch Youtubevideos wurden wir auf das Thema Wurmfarm aufmerksam.

Am Anfang gehörten wir auch eher zu Kategorie 2 der Gesprächspartner. Würmer in der Wohnung? Das ist doch schon irgendwie gestört :-D. Letzendlich überwiegte aber unsere Neugier und wir durchforsteten sämtliche Youtubekanäle und Blogs um uns über die verschiedenen Wurmfarmen zu informieren. Irgendwann erreichten wir den Punkt, an dem wir gesagt haben, dass die möglichen Vorteile der Würmer in der Wohnung gegenüber den Ängste vor möglichen Nachteilen überwiegen.

Das waren unsere anfänglichen Ängste (-) und Hoffnungen (+):

+ eigene Biomüllnutzung
+ Furcht/Ekel vor Würmern
zu überwinden
+ Beobachtung des
Kompostierungszyklus
+ bewussterer Konsum von
Lebensmitteln (mehr Obst
und Gemüse essen)
+ Herstellung von
hochwertigem Dünger (in
dem wir die Inhaltsstoffe
selbstbestimmen)

– diverses Ungeziefer in der
Wohung
– unangenehmer Geruch
durch die Würmer
– Ausbruch der Würmer
– Werden die Würmer eine
Urlaubsvertretung
benötigen?
– hohe Anschaffungskosten



Letzendlich war der näher rückende Geburtstag von Denis und die Suche nach einem geeigneten Geschenk für die Bestellung, der Wurmkiste und 500 Würmer, verantwortlich. Ich habe diese damals im Onlineshop von Wurmkiste.at bestellt. Nach drei Tagen reisten unsere neuen Mitbewohner samt ihrer Wohneinheit via Post gut verpackt und quietschlebendig an.



Wie ist unsere Wurmkiste aufgebaut?

Größe der Wurmkiste: 45 x 35x 52 cm ( LxBxH inkl. Rollen)

Aufbau von oben nach unten:

  • Gepolsterter Sitz (ich bin ca. 167 cm groß und kann gut auf dem Sitz platznehmen –> s. Bild)
  • Deckel zum Aufklappen (mit einer Schnurr befestigt, damit der Deckel nicht hinten runterfällt)
  • Aufenthaltsraum der Würmer, in welchem sich ein herausnehmbarer Korb (grün) zur Erreichung des zu erntenden Humus befindet. Der Aufenthaltsraum der Würmer enthält wie auf den Bildern zu sehen auf der Front- und Rückseite Löcher zur Belüftung, die mit einem engmaschigen, luftdurchlässigen Netz versehen sind. Dank dieser können die Würmer ihre Belüftungsanlage nicht zum ausbrechen nutzen.
  • Zwischen der grauen Schublade und dem Wohngebäude der Würmer befindet sich eine Membran, die die Flüssigkeit die beim Kompostieren entsteht (sog. Wurmtee) durchlässt
  • Graue Schublade = Auffangbehälter des Wurmtees –> das Holzstück neben der Wurmkiste dient zur Abdeckung der grauen Schublade, in dem man es einfach in den Holzrahmen einsetzt.
  • Rollen, die ein leichtes Verschieben der Wurmkiste ermöglichen



Wie funktioniert die Wurmkiste?

Die Wurmkiste ist in drei Funktionsbereiche (bzgl. der Kompostierung) eingeteilt.

Beim Start des Projekts „Wurmfarm“ spielt zuerst der Bereich zwischen grüner Kiste und der wurmteedurchlässigen Membran die zentrale Rolle. Hier ziehen die frisch gelieferten Würmer zu Beginn ein und werden zunächst dort gefüttert. Durch das beiheimaten der Würmer in diesem Bereich sollen dort die ersten erntbaren Humusschichten entstehen.
Was wir übrigens grandios fanden und was auch zum Thema Kreislaufwirtschaft passt, ist dass der Karton, der als Verpackung der Wurmfarm diente (Klebebänder, die diesen verschloßen haben und Aufkleber müssen natürlich vorher entfernt werden), komplett an die Würmer verfüttert werden kann.

Ein Monat nach Inbetriebnahme der Kiste wird die grüne Kiste eingesetzt. Ab jetzt wird in die grüne Kiste gefüttert, damit später die sich unterhalb der grünen Kiste entstehende Humusschicht besser geerntet werden kann. In dieser Phase wandern die Würmer von unten nach oben (in die Futterkiste = grüner Korb). Dort werden die Würmer für die nächsten 3 – 5 Monate verköstigt.

Laut Anleitung soll man die Würmer in der grünen Kiste so lange füttern, bis diese, bis unter die Grifflöcher, voll ist. Wir füttern die Würmer bereits seit 4 Monaten mit ca. 100g Bioabfall/Tag und haben ca. 3/4 der grünen Kiste bis zu den Grifflöchern gefüllt (das Grünzeug sackt bei der Kompostierung auf ca. 1/5 bis 1/10 seiner Menge zusammen). Da wir folgedessen noch nichts geernet haben, werde ich euch erst von der Ernte des Wurmhumus genau berichten können, wenn diese eingefahren ist. Ich halte euch auf jedenfall auf dem Laufenden ;-).

Neben den Würmern spielen auch weitere Kleinstlebewesen für die Zersetzung des Kompost in der Wurmkiste eine bedeutende Rolle. Dies sind unter anderem rote Hornmilben, Enchyträen (kleine weiße Würmer) und weiße Kugelmilben. Vor diesen muss man sich nicht Fürchten (die Milben sind mit bloßem Auge nur als Punkte sichtbar), da sie nicht ausbrechen und lediglich zum natürlichen Kreislauf dazugehören.

Die Aufgabe dieser Untermieter ist die Vorbereitung und Zersetzung des Bioabfalls, damit dieser für die zahnlosen Würmer schmackhaft und aufnehmbar wird. Der Humus entsteht letztendlich durch das Ausscheiden des gefressenen Kompost durch die Würmer.

Bei der Zersetzung entsteht auch Feuchtigkeit. Sobald der enstehende Humus zu feucht wird, wird durch die Membran der Wurmtee nach unten in die graue Schublade abgegeben. Diesen kann man hervorragend zur Düngung der eigenen Pflanzen verwenden. Wichtig ist, dass dieser nicht pur zu verwenden ist, sondern stets ca. 1:10 verdünnt werden soll.

Als wir die Wurmkiste bereits einen Monat in Betrieb genommen hatten, hatte sich noch kein Tropfen Wurmtee gebildet. Wir überlegten bereits, ob alles mit der Kiste in bester Ordnung sei. Es gab jedoch keinen Grund zur Sorge, da der Wurmtee bei uns nach ca. zwei Monaten entstand. Die Bildung des Wurmtees hängt u.a. stark vom Futter, der Umgebungstemperatur und (wie bei uns) von der Zeit ab.



Wieso ist es meiner Meinung nach nicht eklig Würmer in den eigenen vier Wänden zu halten und welche Vorteile hat man durch ihre Gesellschaft?

Als die Würmer ihr neues zu Hause in unserem Flur bezogen hatten, war anfangs meine größte Angst, dass die Würmer ausbrechen und ich einen mit meinen Händen einsammeln muss.

Als Kind hatte ich keinerlei scheu vor jeglichen Krabbeltiere, erst mit der Schule und im zunehmende Alter wurde mir ständig von meiner Umgebung mitgeteilt, dass alles was kreucht und fleucht eklig sei und man jeglichen Kontakt möglichst unterlassen sollte. Weswegen ich mir quasi den Ekel vor diversen netten kleinen Insekten, Würmern, etc. antrainiert hatte.

Die Würmer faszinierten mich von Anfang an und ich muss ehrlich gestehen ich hatte großen Respekt vor ihnen.

Wenn ich heute auf unser größten Ängste und Hoffnungen zurückblicke kann ich definitv sagen, dass die oben positiv genannten Punkte alle zutreffen. Bei den negativen Punkten traf nur einer komplett zu und zwei weitere nur teilweise. Da die meisten Leser bestimmt besonders an den negativen Punkten interessiert sind gehen wir diese im Folgenden genau durch.

  1. Angst: Diverses Ungeziefer in der Wohnung
    –> Diese Angst wurde überhaupt nicht bestätigt. Die Bewohner der Wurmkiste halten sich alle stets in dieser auf und uns ist in keinsterweise irgendein Befall von Insekten, Würmern, etc. in unserer Wohnung außerhalb der Wurmkiste aufgefallen.
  2. Angst: unangenehmer Geruch durch die Würmer
    –> Laut Betriebsanleitung kann ein unangenehmer Geruch nur entstehen, wenn die Würmer viel zu viel oder falsch gefüttert werden. Unsere Wurmkiste duftet lediglich beim Öffnen dezent nach frischem Waldboden. Noch nie hat ein unwissenender Verwandter oder Bekannter bemerkt, dass wir eine Wurmkiste besitzen, da diese im geschlossenen Zustand völlig geruchsneutral ist. Bis jetzt waren alle Freunde etc. extrem erstaund darüber, dass sich eine kleine Kompostwelt in unserem Hocker befindet und dass man diese auch nicht erschnuppern kann.
  3. Angst: Ausbruch der Würmer
    –> Diese Angst wurde nur geringfügig bestätigt. Von einem Ausbruch der Würmer kann keine Rede sein, da lediglich, am zweiten Tag, im neuen Hotel, 1 Wurm ausgebrochen ist. Diesen fanden wir ca. 1 Meter neben der Wurmkiste, am Boden kriechend. Der Vertreiber der Wurmkiste, weist in der Bedienungsanleitung auch daraufhin, dass die Würmer, von der für sie rasanten Fahrt im Paket, noch gestresst sein könnten wodurch evtl. einzelne ausbrechen könnten. Wir haben den Wurm einfach in sein neues Zuhause zurückgesetzt und die Sache war erledigt.
  4. Angst: Werden die Würmer eine Urlaubsvertretung benötigen?
    –> Wir waren gerade eine Woche im Urlaub und diese haben die Würmer gut ohne uns überstanden. Sollte der Urlaub länger als 3 Wochen gehen, frägt man am besten einen Freund oder Bekannten, ob er die Würmer nach zwei Wochen füttern kann.
  5. Angst: hohe Anschafungskosten
    –> Ich denke bzgl. der Kosten muss jeder selbst überlegen, ob ihm/ihr eine Wurmkiste soviel Geld wert ist oder nicht. Da uns beiden die Beobachtung der Würmer und die Fütterung, dieser sehr viel Spaß macht und wir uns schon sehr auf die erste Humusernte freuen, würde ich mir persönlich wieder eine neue Wurmkiste zulegen, wenn wir noch keine hätten.



Wie werden die Würmer verpflegt bzw. was muss man bei ihrer Haltung beachten?

Ein wichtiger Aspekt bei der Haltung der Würmer ist der Standort. Unsere Wurmfarm steht im Flur zwischen der Garderobe und dem Türrahmen, da wir dort den Hocker perfekt zum Schuhe Anziehen nutzen können. Die meisten werden sich jetzt wahrscheinlich fragen, warum stellen die zwei ihre Kiste nicht in die Küche? Das liegt daran, dass der Wohn-Essbereich bei uns zum Teil eine Glasüberdachung hat. Dort herrschen im Hochsommer manchmal Temperaturen von >30°C . Da wir dies unseren Würmern nicht zumuten wollten und Angst vor möglichen Hitzestrikes hatten, haben wir sie im Flur einquartiert.

Bei der eigenen Standortwahl sollte man generell Berücksichtigen, dass die Würmer vor Erschütterungen Angst haben. Wenn die Waschmaschine/Trockner als direkter Nachbar der Würmer gewählt wird, könnten diese Panik bekommen, dass sie häufig von einem Maulwurf heimgesucht werden, auf Grund der durch die Waschmaschine verursachten Erschütterungen. Auch sollte der Standort nicht direkt der Sonne ausgesetzt sein und die Temperatur sollte am besten 15°C bis 25°C betragen (im Extremfall: 1°C oder 38°C). Balkon und Terrasse seien im Frühjahr und Herbst kein Problem, im Sommer und Winter ist dies von den jeweiligen Temperaturen abhängig.

Was fressen die Würmer?

Generell fressen die Würmer Teereste, Obstschalen, Blätter (keine Nussblätter), Zeitungspapier (kein Hochglanzpapier), Gemüsereste und Biokunststoffe je nach Zertifizierung. Bevorzugt wird ganz klar feuchtes, möglichst kleingeschnittenens Futter.

Unappetlich finden die Würmer: Zitrusfrüchte, Fleisch, Knochen, Käse, mariniert, gesalzenes, gekochtes, Fekalien von Tieren.

Wie werden die Würmer bei uns gefüttert?

Letztens habe ich eine „Goldene Ingwer-Möhrensuppe“ gekocht, bei welcher einiges an Bioabfall angefallen ist. An diesem Beispiel zeigen wir euch, wie die Würmer gefüttert werden.



Falls du Fragen zu dem Thema hast, die im Text noch nicht beantwortet wurden, schreibe einfach einen Kommentar :-).

27 Comments on “Wurmkiste

  1. tolle Idee, ich bin über die Wurmkiste.at auf deinen coolen Block gestoßen und wir werden uns jetzt vermutlich auch eine zulegen 😉

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  2. Lieber Wurmkreisel, coole Homepage hast du da, wirklich Daumen hoch.

    Kann ich bei so einer Wurmkiste auch einfach die Eierschalen als Wurmmischung hinzugeben?

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    • Hallo Ute,
      Ja das ist möglich. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist die Eierschalen in einem Mixer möglichst fein zu mahlen. Wenn man sie nur grob zerkrümelt zersetzen diese sich kaum bis gar nicht bis zur Ernte.
      LG
      Marie

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    • Das ist ja mega cool 👍🤩 Einer meiner besten Freunde hat mir einen Stapel Stickers von meinem Logo geschenkt und die habe ich an meine Familie und ein paar Freunde verteilt 😁 Das ist ja witzig, dass du einen gesehen hast 👍
      VG Marie

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